Zitierstile (1): Deutsche Zitierweise

Zitieren mit Fußnoten – so lässt sich die deutsche Zitierweise auf den Punkt bringen. Dieser Artikel beschreibt, wie die deutsche Zitierweise entstanden ist, wie sie angewendet wird und was Sie beachten sollten, wenn Sie diese Zitierweise für Ihre Bachelor- oder Masterarbeit verwenden möchten.

Das Wichtigste in Kürze

Bei der deutschen Zitierweise stehen die Quellenbelege zu Zitaten in den Fußnoten. Bei Erstnennung einer Quelle werden alle Angaben aufgeführt (Vollbeleg), zum Beispiel Marlies Müller: Der Einsatz von Hunden in Kindergärten unter besonderer Berücksichtigung des Pudels (Köln: Mayn Verlag, 1950), S. 10. Bei erneuter Nennung reicht ein Kurzbeleg (Müller, Der Einsatz von Hunden, S. 12) oder ein Verweis (Müller, a. a. O. [am angegebenen Ort], S. 13; bei direkt folgendem Beleg auch: Ebd., S. 14).

Entstehung

Wer vor vierzig, fünfzig Jahren an einer deutschen Hochschule oder Universität eine Diplomarbeit geschrieben hat, ging beim Zitieren meist wie folgt vor: Nach einem wörtlichen oder sinngemäßen Zitat wurde im Text ein Fußnotenzeichen eingefügt und in der dazugehörigen Fußnote auf die jeweilige Quelle des Zitates verwiesen.

Das Zitieren mit Fußnoten war im deutschen Sprachraum lange Zeit die vorherrschende Zitierweise. Sie wird daher heute oft als „deutsche Zitierweise“ bezeichnet. Diese Bezeichnung ist jedoch aus zwei Gründen kritisch zu sehen: Zum einen ist das Belegen eines Zitates in einer Fußnote kein Alleinstellungsmerkmal für die deutsche Zitierweise, denn es gibt noch andere Zitierstile, die Quellenbelege in den Fußnoten vorsehen, zum Beispiel das Fußnoten-System des Chicago-Zitierstils.

Zum anderen gab es auch im 20. Jahrhundert in Deutschland verschiedene Formen des Zitierens und Belegens, nicht nur das Verwenden von Fußnoten für Quellenbelege. Dass gerade diese Zitierweise als „deutsche Zitierweise“ bezeichnet wurde, erklärt sich daraus, dass ein solcher Begriff benötigt wurde, um diese Zitierweise von der in den USA und Großbritannien üblichen Zitierweise abzugrenzen, als diese allmählich auch in Deutschland populär zu werden begann. Bei dieser stehen die Quellenbelege nicht in Fußnoten, sondern in Klammern direkt im Text. Diese Zitierweise wurde und wird als der angelsächsische, amerikanische oder Harvard-Stil bezeichnet – und der Zitierstil, der in Deutschland vorher weitgehend üblich war, in Abgrenzung dazu als deutsche Zitierweise.

Der Begriff „deutsche Zitierweise“ besagt somit nicht mehr, als dass Quellen in einer Fußnote belegt werden. Es gibt aber keine Richtlinie, die als Referenz gelten kann und die alle Informationen enthält, die zum richtigen Zitieren nach der deutschen Zitierweise benötigt werden.

Trotzdem: Das Kind braucht einen Namen. Daher verwende ich im Folgenden ebenfalls diese Bezeichnung.

Wenn Sie diese Zitierweise für Ihre Arbeit anwenden möchten und eine Vorgabe suchen, nach der Sie sich richten können, werden Sie feststellen, dass es kaum zwei Zitierrichtlinien gibt, die wirklich deckungsgleich sind. Die deutsche Zitierweise lässt sich – über das Belegen von Quellen in Fußnoten hinaus – nicht in eine feste Form gießen. Die Quelle, die ich im Folgenden verwende, ist daher nur als Beispiel zu verstehen.

Quelle für das Folgende

Wie verfaßt man wissenschaftliche Arbeiten? Systematische Materialsammlung – Bücherbenutzung – Manuskriptgestaltung von Klaus Poenicke und Ilse Wodke-Repplinger, Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich, Dudenverlag 1977 (kurz zitiert als: Duden 1977).

Diese schon recht alte Quelle habe ich ausgewählt, weil sie aufgrund des renommierten Herausgebers (Duden-Redaktion) allgemein anerkannt war und ist und aufgrund ihrer zeitlichen Nähe zur damals noch fast uneingeschränkt in Deutschland verwendeten Zitierweise eine gewisse Authentizität verspricht (auch wenn der Begriff „deutsche Zitierweise“ wie erwähnt erst später entstand und daher in dem Ratgeber noch nicht auftaucht).

Neben dem Zitieren mit Fußnoten beschreibt der Duden-Ratgeber außerdem noch die Möglichkeit, nach einem Zitat den Quellenbeleg direkt im Text in Klammern zu setzen: (Müller 1950, 12). Diese Zitierweise (die heute als Harvard Notation bezeichnet wird) ist laut Duden besonders für Arbeiten aus technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen zu empfehlen, weil hier das Publikationsdatum für den Leser interessant sein kann. Im Folgenden gehe ich aber nur auf das Zitieren mit Quellenbelegen in Fußnoten ein. Da der Duden-Ratgeber von 1977 keine Angaben zum Umgang mit Internetquellen enthält, werden im Folgenden auch nur gedruckte Quellen aufgeführt.

Dem Duden-Ratgeber zufolge müssen bestimmte Angaben der Quellen im Literaturverzeichnis mit Kursivsatz und Anführungsstrichen versehen werden (siehe unten). Das macht die Umsetzung dieser Vorgaben relativ anspruchsvoll. Heutige Vorgaben zur deutschen Zitierweise sehen meist keine Texthervorhebung durch Kursivsatz und Anführungsstriche vor. Deshalb sind sie leichter in die Praxis zu übertragen.

Charakteristika

Ein Quellenbeleg in den Fußnoten wird laut Duden 1977 folgendermaßen wiedergegeben:

  • Wird die Quelle zum ersten Mal genannt, werden alle Angaben zitiert (Vollbeleg), zum Beispiel so: Marlies Müller, Der Einsatz von Hunden in Kindergärten unter besonderer Berücksichtigung des Pudels (Köln: Mayn Verlag, 1950), S. 10.
  • Bei den Folgenennungen wird ein Kurzbeleg Dieser besteht meist aus dem Nachnamen und dem (gekürzten) Titel: Vgl. Müller, Der Einsatz von Hunden, S. 12. Möglich ist auch: Vgl. Müller, a. a. O., S. 12.
  • Wenn direkt danach erneut dieselbe Quelle von Marlies Müller zitiert wird, steht in der Fußnote: ebd., S. 13. Wenn Sie danach wieder von Seite 13 zitieren, schreiben Sie: Vgl. ebd.

Im Literaturverzeichnis werden alle Quellen, aus denen zitiert wurde, in alphabetischer Reihenfolge angeführt. Laut Duden 1977 wird eine Quelle im Literaturverzeichnis etwas anders aufgeführt als der Vollbeleg dieser Quelle in der Fußnote:

  • Die Angaben im Literaturverzeichnis (wie Verfassername, Titel und Verlag) werden durch Punkte voneinander getrennt. In den Fußnoten werden hierfür Kommas verwendet.
  • In den Fußnoten stehen Verlag und Ort einer Quelle in Klammern, im Literaturverzeichnis nicht.
  • Da das Literaturverzeichnis alphabetisch nach den Verfassernamen sortiert ist, gilt dort die Reihenfolge Nachname Vorname (Müller, Marlies). In den Fußnoten hingegen spielt die alphabetische Reihenfolge keine Rolle, daher wird dort der Vorname zuerst genannt (Marlies Müller).

Konkrete Beispiele

a) Monografie

Vollbeleg bei Erstnennung in einer Fußnote:

Dennis Dreyer, Pudel in Kitas – Möglichkeiten und Grenzen der tiergestützten Pädagogik (München: dtv, 2015), S. 20.

Kurzbeleg bei Folgenennung in einer Fußnote:

Dreyer, Pudel in Kitas, S. 22. oder: Dreyer, a. a. O., S. 22. oder: Ebd., S. 22.

Schreibweise im Literaturverzeichnis:

Dreyer, Dennis. Pudel in Kitas – Möglichkeiten und Grenzen der tiergestützten Pädagogik. München: dtv, 2015.

b) Artikel mit zwei Autorinnen in einem Sammelband

Vollbeleg bei Erstnennung in einer Fußnote:

Olga Olbrecht und Pia Preil, „Therapiehunde gestern und heute,“ Tiergestützte Pädagogik im Spiegel der Zeit, hrsg. Rita Rosner (Berlin: Ontario Verlag, 2018), S. 26.

Kurzbeleg bei Folgenennung in einer Fußnote:

Olbrecht und Preil, „Therapiehunde,“ S. 27. oder: Olbrecht und Preil, a. a. O., S. 27. oder: Ebd., S. 27.

Schreibweise im Literaturverzeichnis:

Olbrecht, Olga und Pia Preil. „Therapiehunde gestern und heute.“ Tiergestützte Pädagogik im Spiegel der Zeit. Hg. Rita Rosner. Berlin: Ontario Verlag, 2018, S. 20–30.

c) Zeitschriftenartikel mit drei Autoren

Vollbeleg bei Erstnennung in einer Fußnote:

Samuel Schulze, Theo Troll und Uwe Urban, „Tiergestützte Therapie bei Kindern mit ADHS,“ Tierpädagogik heute, Bd. 2 (2018): S. 12–15.

Kurzbeleg bei Folgenennung in einer Fußnote:

Schulze, Troll und Urban, „Tiergestützte Therapie“, S. 16. oder: Schulze, Troll und Urban, a. a. O., S. 16. oder: Ebd., S. 16.

Schreibweise im Literaturverzeichnis:

Schulze, Samuel, Theo Troll und Uwe Urban. „Tiergestützte Therapie bei Kindern mit ADHS.“ Tierpädagogik heute, Bd. 2 (2018): S. 10–20.

Bei Quellen mit mehr als drei Autoren oder Autorinnen wird sowohl in der Fußnote als auch im Literaturverzeichnis nur der erste Name genannt und dahinter [et al.] oder [u. a.] gesetzt. Ein Beispiel dafür ist in der Abbildung unten die Quelle von Bengtsson, Calik, Dreimann und Ewing.

Resümee: Was spricht für, was gegen die deutsche Zitierweise?

Für die deutsche Zitierweise spricht – wie für alle Fußnotenzitierweisen –, dass der Fließtext flüssig gelesen werden kann. Denn die Sätze werden nicht durch Quellenbelege in Klammern unterbrochen.

Außerdem ist die deutsche Zitierweise relativ leicht in die Praxis umzusetzen. Heutige Richtlinien sind in Bezug auf die Verwendung von Anführungszeichen und Kursivsatz weniger strikt als der Duden-Ratgeber von 1977, den ich für die Beispiele herangezogen habe.

Einige Punkte erfordern aber eine besondere Sorgfalt beim Arbeiten: So wird in den meisten Richtlinien zwischen einem Vollbeleg und einem Kurzbeleg unterschieden. Das Prinzip ist eigentlich recht einfach: Wenn Sie das erste Mal aus einer Quelle zitieren, verwenden Sie den Vollbeleg, danach immer den Kurzbeleg. Das bedeutet aber: Wenn Sie bei der Arbeit an Ihrem Text noch ein Zitat weiter vorn im Text ergänzen möchten, müssen Sie prüfen, ob Sie dann das erste Mal aus dieser Quelle zitieren oder nicht. Im ersten Fall müssen Sie in der Fußnote den Vollbeleg notieren (und machen bei der folgenden Nennung dieser Quelle aus dem Vollbeleg einen Kurzbeleg); im zweiten Fall reicht der Kurzbeleg in der Fußnote. Das erfordert ein sorgfältiges Arbeiten. Einfacher sind in dieser Hinsicht Zitierweisen, die nicht zwischen Erst- und Folgenennungen von Quellen unterscheiden: In diesem Fall reicht immer der Kurzbeleg.

Außerdem soll wie erwähnt in der jeweils ersten Fußnote auf einer Seite möglichst nicht ebd. stehen, weil dann ein Zurückblättern erforderlich ist, um zu erkennen, welche Quelle damit gemeint ist. Das ist aber im Computersatz – anders als früher im Schreibmaschinensatz – nicht leicht umzusetzen, weil sich hier das Seitenlayout schnell ändern kann, wenn Sie Text ergänzen oder löschen (manchmal reicht das Ergänzen nur eines Wortes, und eine Fußnote springt auf die nächste Seite). Sie sollten dies daher unmittelbar vor dem Ausdrucken des Textes oder Umwandeln in ein PDF noch einmal kontrollieren und gegebenenfalls ebd. durch einen Kurzbeleg ersetzen.

Meine Empfehlung: Die deutsche Zitierweise ist heute immer noch recht populär und weit verbreitet. Daher gibt es eine Fülle an Quellen, die Sie als Vorlage verwenden können. Fast jede Hochschule, die die deutsche Zitierweise empfiehlt, hat hierzu eigene Vorgaben hinterlegt.

Es gibt unterschiedliche Auslegungen der deutschen Zitierweise. Dieser Zitierstil besagt ja im Grunde nicht mehr, als dass Quellenbelege in den Fußnoten stehen. Daher ist die häufige Vorgabe, dass bei Erstnennung einer Quelle ein Vollbeleg verwendet werden muss und erst danach ein Kurzbeleg, kein Muss. Zahlreiche Richtlinien sehen die ausschließliche Verwendung von Kurzbelegen in den Fußnoten vor. Das erleichtert das Ganze enorm, denn dann brauchen Sie nicht zu prüfen, ob Sie schon einmal aus der jeweiligen Quelle zitiert haben oder nicht. Die Verwendung einer solchen Richtlinie kann ich nur empfehlen.

Beispiel für die Anwendung der deutschen Zitierweise im Text und im Literaturverzeichnis

Haben Sie für Ihre Bachelor- oder Masterarbeit die deutsche Zitierweise verwendet? Gern prüfe ich, ob Sie diese konsequent angewendet und alle Details beachtet haben.

© Dr. Anette Nagel. Artikel erschienen im Januar 2020.

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