Zitierstile (6): Der MLA-Stil

Beim MLA-Zitierstil stehen die Quellenbelege nicht in den Fußnoten, sondern im Text, und zwar im Autor-Seite-System (zum Beispiel Dreyer 25). Der Vorteil: Diese kurzen Belege stören das flüssige Lesen kaum. Der MLA-Stil ist daher gut geeignet, wenn Sie dicht am Text zitieren und viele Quellenbelege verwenden.

Das Wichtigste in Kürze

Der MLA-Zitierstil wurde speziell für die Sprachwissenschaften entwickelt. Alle Einzelheiten dazu stehen im MLA Handbook, das vom Berufsverband Modern Language Association of America herausgegeben wird. Heute wird der MLA-Stil hauptsächlich für Texte aus den Geisteswissenschaften verwendet. Er besticht durch seine Kürze: Die Quellenbelege stehen in Klammern im Text, und zwar im Autor-Seite-System (zum Beispiel Dreyer 21–22).

Entstehung

Das MLA Handbook geht auf den Artikel The MLA Style Sheet von 1951 zurück und wurde erstmals 1977 (als MLA Handbook for Writers of Research Papers) veröffentlicht. Herausgeberin ist die Modern Language Association of America. Aktuell liegt das Handbuch in der 9. Auflage vom April 2021 vor und umfasst rund 400 Seiten. Wie viele andere Handbücher zum wissenschaftlichen Arbeiten umfasst es neben Zitierregeln auch Ausführungen zur Formatierung (Seitenlayout, Tabellen usw.) und zum Umgang mit Quellen.

Quellen

Originale Quelle:

MLA Handbook. Hrsg. von der Modern Language Association of America, 9. Auflage, 2021.

Es gibt eine Reihe von Internetquellen, die die wichtigsten Zitierregeln und Prinzipien des Zitierens nach dem MLA-Standard wiedergeben (zum Beispiel vom Douglas College oder der California State University). Eine gute Hilfestellung für das Zitieren nach dem MLA Style mit vielen Erklärungen und Beispielen bietet der MLA Style Guide der Purdue University (Indiana, USA).

Beispiele für deutsche Adaptionen (basierend auf der 8. Auflage von 2016):

Konkrete Beispiele

Die folgenden Beispiele basieren auf den Zitiervorgaben der Purdue University. Die angelsächsischen Schreibweisen und Interpunktionsregeln unterscheiden sich von den deutschen. Daher habe ich diese an die deutschen Gepflogenheiten angepasst. Folgendes habe ich geändert:

  • Datumsangaben werden im Deutschen nicht so geschrieben: Mai 1, 2019, sondern so: 01.05.2019 bzw. 1. Mai 2019;
  • vor und oder & steht im Deutschen kein Komma;
  • im Deutschen werden Seitenanzahlen ausgeschrieben (also nicht so: 150–53, sondern so: 150–153);
  • Anführungszeichen stehen im Deutschen vor dem Satzzeichen („Pudel“,), nicht danach („Pudel,).
  • Englische Begriffe habe ich ins Deutsche übersetzt ( wird zu Hrsg., last accessed zu zuletzt abgerufen am usw.)

a) Monografie

Schreibweise im Text:

(Dreyer 20)

Schreibweise im Literaturverzeichnis:

Dreyer, Dennis. Pudel in Kitas – Möglichkeiten und Grenzen der tiergestützten Pädagogik. München, dtv, 2015.

Einen Quellenbeleg können Sie im Text entweder so schreiben: Dies ist so und so (Dreyer 15). oder so: Nach Dreyer ist dies so und so (15), je nachdem, ob Sie den Autor im Fließtext namentlich nennen möchten oder nicht.

Im Literaturverzeichnis wird der Titel des Buches kursiv geschrieben und jeweils durch einen Punkt von der Angabe davor (Autor) und danach (Ort) abgetrennt.

b) Artikel mit zwei Autorinnen in einem Sammelband

Schreibweise im Text:

(Olbrecht und Preil 26)

Schreibweise im Literaturverzeichnis:

Olbrecht, Olga und Pia Preil. „Therapiehunde gestern und heute.“ Tiergestützte Pädagogik im Spiegel der Zeit, hrsg. von Rita Rosner, Berlin, Ontario Verlag, 2018, S. 20–30.

c) Zeitschriftenartikel mit drei Autoren

Schreibweise im Text:

(Schulze et al. 12–15)

Schreibweise im Literaturverzeichnis:

Schulze, Samuel, et al. „Tiergestützte Therapie bei Kindern mit ADHS.“ Tierpädagogik heute, Bd. 2, 2018, S. 10–20.

Bei drei Autoren wird im Literaturverzeichnis nur der Erstautor genannt und dann et al. ergänzt. Dies ist im Vergleich zu anderen Zitierstilen ungewöhnlich: Im Literaturverzeichnis steht „et al.“ sonst eher selten; meist werden alle – zumindest die ersten sechs – Autoren namentlich aufgeführt.

Wenn in einem Text aus mehreren Quellen desselben Autors zitiert wird (was bei längeren Texten die Regel sein dürfte), wird im Quellenbeleg zur Unterscheidung der gekürzte Titel ergänzt, zum Beispiel so:

(Dreyer, Pudel in Kitas, 20; Schulze et al., „Tiergestützte Therapie“, 17)

Die Textauszeichnung durch Kursivsatz oder Anführungszeichen richtet sich nach der Publikationsform bzw. danach, wie der Titel im Literaturverzeichnis aufgeführt wird: Der Titel von Monografien wird kursiv geschrieben, der Titel eines Aufsatzes steht in Anführungszeichen.

d) Internetquelle ohne Jahr

Schreibweise im Text:

(Altenberg)

Schreibweise im Literaturverzeichnis:

Altenberg, Alban. „Therapiearbeit einmal anders.“ Alternative Pädagogik, hrsg. vom Fachverband Tiertherapie, www.ftt.de/altenberg/. Abgerufen am 2. November 2019.

Resümee: Was spricht für, was gegen den MLA-Stil?

Für das Zitieren im MLA-Stil spricht, dass die Schreibweise äußerst kurz ist: Die Sätze im Fließtext werden somit nicht durch teilweise lange Quellenbelege unterbrochen, somit ist auch bei häufigen Belegen ein flüssiges Lesen möglich. Wenn der Verfassername im Fließtext genannt wird, reicht eine Seitenzahl, zum Beispiel: Müller beschreibt dies sehr anschaulich (10). Dieser Zitierstil eignet sich daher sehr gut für Literaturarbeiten, in denen in dichter Abfolge aus anderen Texten zitiert wird.

Für den MLA-Stil spricht auch, dass sich das Literaturverzeichnis leicht anlegen lässt. So wird bei der Schreibweise bzw. Anordnung der Angaben nicht nach der Publikationsform unterschieden. Sie müssen also nicht – wie beim APA- oder Chicago-Stil der Fall – erst analysieren, ob es sich um einen Artikel aus einer Zeitschrift oder einem Sammelband handelt, weil hier zum Beispiel die Seitenzahlen an unterschiedlicher Stelle stehen. Das macht diesen Zitierstil relativ leicht anwendbar.

Als nachteilig kann jedoch angesehen werden, dass bei den Quellenbelegen im Text keine Jahreszahl genannt wird. Somit wird erst beim Blick ins Literaturverzeichnis erkennbar, wie aktuell die gerade zitierte Quelle ist.

Ein weiterer Nachteil dieses Zitierens im Autor-Seite-System zeigt sich, wenn aus mehreren Titeln eines Autors zitiert wird: Dann reicht der Nachname nicht aus, um eindeutig kenntlich zu machen, aus welcher Quelle zitiert wurde. In diesen Fällen wird der gekürzte Titel ergänzt. Die Schreibweise richtet sich nach der Schreibweise im Literaturverzeichnis: Wenn aus einer Monografie zitiert wird, wird der Titel kursiv gesetzt (Autor, Kurztitel); wenn aus einem Zeitschriftenartikel zitiert wird, steht der Titel in Anführungsstrichen (Autor, „Kurztitel“). Diese unterschiedliche Auszeichnung der Kurztitel je nach Publikationsform kann den Fließtext optisch unruhig machen (und ist auch nicht ganz einfach umzusetzen). Das durchkreuzt im Grunde das Prinzip der maximalen Kürze und Einfachheit dieses Zitierstils.

Außerdem wird der MLA-Zitierstil im deutschsprachigen Raum nicht besonders häufig angewandt. Im Rahmen des Wissenschaftslektorats überprüfe ich nur sehr selten die Zitierweise einer Bachelor- oder Masterarbeit nach dem MLA-Standard. Daher sollten Sie diesen Zitierstil nur dann wählen, wenn dies an Ihrem Fachbereich ausdrücklich gewünscht wird. Ansonsten sind Sie vermutlich mit der Harvard Notation oder einem anderen gängigeren Zitierstil besser beraten.

© Dr. Anette Nagel. Artikel erschienen im Juni 2020, zuletzt bearbeitet im Mai 2023.

Zitierstile (6): Der MLA-Stil